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Hamburg Sky Line

2017

Hamburg

Wettbewerb 2. Preis

Das Erscheinungsbild der Haltestellen für die neue U-Bahnlinie U5-Ost in Hamburg wird vom Zusammenspiel der beiden Gestaltungselemente
firmament und fundus bestimmt.

1. firmament, (lat. firmamentum für ‘Befestigungsmittel‘), eine selbsttragende, hexa- gonale Struktur, überspannt die Bahnsteigebene in Form einer Sattelfläche.
Das firmament ist das Konzept, den Anblick des sichtbaren (“blauen“) Himmels und seine Fülle von Wetterereignissen in ein baukünstlerisches Modell zu fassen. Es be- schreibt, in Anlehnung an vorwissenschaftliche oder spirituelle Vorstellungen, die Idee der noch der physischen Sphäre angehörenden Anmutung vom “Himmel“ an dem unterirdischem Ort U-Bahnstation. Die Darstellung des Himmels

im fest gefügtem von Menschen geschaffenem Raum U-Bahnstation knüpft mithilfe moderner Materialien, bauphysikalischer und konstruktiver Techniken und dem Ein- satz neuer Technologie, an die älteste überlieferte Kulturleistung der Menschheit, die Wandmalerei, an. Deren zentrales, kulturübergreifendes Motiv war die Darstel- lung des “Himmels auf Erden“.Das firmament vermittelt Geborgenheit und Sicherheit und wird unabhängig von Zugehörigkeit zu einem Kulturkreis oder Alter von allen Menschen in seiner Funk- tion und Benutzung verstanden. Diese bauliche Geste ist für eine multikulturell be- einflusste und internationale Stadt, wie Hamburg, und in der bedeutenden Aufgabe der SKY LINE, die neben dem Transport auch die Aufgabe des Willkommenheißens, der Information und Leitung durch die Stadt, übernimmt, sinnvoll und hilfreich. Die Eindeutigkeit der Formgebung schafft Orientierung, fördert den Wiedererkennungs- wert und damit eine positive Markenwahrnehmung und Kundenbindung.

2. fundus (lat. für ‘Boden‘ oder ‘Grund‘) beschreibt den Ausbau der Boden/Wand- zonen der U-Bahn-Station mit Hilfe eines auf 52 cm-breiten “Streifen und Scheiben“ beruhenden ModulSystems.
Der fundus besteht aus nicht brennbarem, faserverstärktem Kunststoff. DIe Raum- und Ausstattungsmodule werden seriell, industriell vorgefertigt. So lassen sich durch die modulare Herstellung sämtliche Gewerke optimal koordinieren. Die vor- gefertigten Raummodule werden zum Bestimmungsort transportiert, innerhalb kür- zester Zeit montiert und fertiggestellt.

Die verschiedenen Raum- und Ausstattungsmodule reagieren flexibel auf unter- schiedlichen Anforderungen. Sie sind als Basis-, Sitz- und/oder Relax-, Abfallbe- hälter-, Licht/Informations-, Vitrinen- und Treppenelement verfügbar, können be- darfsabhängig verteilt, kombiniert und eingesetzt werden. Das auf “Streifen und Scheiben“ beruhende Prinzip des flexiblen Systems ermöglicht die Anpassung der Ausstattungsmodule auf neue Bedürfnisse, z.B. eine E-Bike-Station, Getränkeauto- mat, Bodyscanner etc..

Teile der Wandbekleidung sind aus 4D-Materialien gefertigt. 4D-Materialien ermögli- chen die Veränderbarkeit der Anwendung. Bei ihnen gesellt sich zu Länge, Breite und Höhe eines Ausstattungsmoduls als vierte Dimension die Zeit. Die Materialien lassen sich so ›programmieren‹, dass sie sich auf Anforderung und über die Zeit verändern und der angefragten Nutzung anpassen.

So werden die zum Anlehnen geformten Relax-Elemente auf Anforderung durch die wartende Person zu einem individuellen Sitzelement. Diese Option vermeidet starre Möblierungen und spart in der Rushhour wertvollen Platz. Die “Streifen und Schei- ben“ kleiden den gesamten Bereich der Böden und der Wandhöhe von 2.50 m aus. Die verschiedenen Raum- und Ausstattungsmodule sind mit taubenblau-durchge- färbtem Kautschuk beschichtet um in Anlehnung an das Corporate Identity der SKY LINE, eine optisch, habtisch und akustisch angenehme, sehr pflegeleichte und wider- standsfähige Oberfläche zu realisieren.

Der konstruktive Teil der Ausstattungsmodule besteht aus einem Faserverbund- stoff. Die Spezifikation entspricht Bauteilen, die in Bereichen eingesetzt werden, in denen nicht brennbare Baustoffe die in Bezug auf das Brandverhalten gem. EN 13501-1 als Bfl-S1 gefordert werden.