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Evangelische Kirche

20201

Aachen

Wettbewerb 2. Preis

Geschehen, das sich in diesem Hause abspielt, gestaltet das Haus! Auf Wanderschaft in dieser Welt und zugleich zuhause im Vertrauen auf Jesus Christus zu sein, davon ist in Mt 8,20 die Rede. Ein leichtes Zelt und eine feste Burg ist im übertragenen Sinne das Wesen der architektonischen Gestalt der Kirche und des Gemeindezentrums an der Vaalser Straße. Durch den klaren kubischen Baukörper eng aufeinander bezogen, entfalten sich die wechselseitigen Zusammenhänge zwischen Gottesdienst, seelsorgerischer, Bildungs- und Kulturarbeit. 

Die evangelische Kirche soll ihre bestimmende Rolle im Stadtbild einnehmen und eine spezifische mediale religiöse Kommunikation ermöglichen. 

Die Beziehung der Stadt zum Kirchengebäude vollzieht sich aber auch unabhängig von einem, im konventionellen kirchlichen Sinne persönlichen Glauben. 

„Auf den ersten Blick“ gliedert das Gebäude den auslaufenden Straßenraum, der durch die mehrspurige, in diesem Abschnitt nur einseitig durch Gebäude begrenzte Magistrale gefaßt ist, mit Hilfe einer 40m-langen, plastisch ornamentierten Fassade und dem sich aus ihr entwickelnden Glockenturm. Dabei nimmt das Gebäude die von Westen anschließende Bauflucht auf, leitet aber im Osten durch die Öffnungen im vorgespannten Maßwerk in den naturnahen Raum um die Senke des Dorbaches und entlang des Westfriedhofes über. Zugleich erschließt sich das Gebäude durch diese Raumteilung, den von Osten her, sich aus der Innenstadt nährenden Fußgängern, die durch die großzügigen Öffnungen im Maßwerk auf den Kirchplatz empfangen und zum Haupteingang in das Gebäude geleitet werden. 

Die umlaufende, ornamentierte Fassade definiert das gesamte Gebäude als eine bauliche Einheit. Sowohl durch die homogene Begrenzung als auch durch eine feingliedrige Durchlässigkeit, bildet die Fassade das Anliegen der evangelischen Gemeinde ab, die materiale Präsenz des christlichen Glaubens in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen. Gleichzeitig meidet die Fassade durch den Verzicht auf herkömmliche Elemente, w.z.B. Lochfenster, eine „zur Schaustellung“ oder „Verallgemeinerung“ der besonderen evangelistischen Aufgaben der Gemeinde. 

Die Außenwirkung des Kirchengebäudes im Stadt- bzw.  Landschaftsbild im Westen Aachens, dient überdies dem Aufbau individueller Religiosität. Bewußt wurde die spezifische Öffentlichkeitsdimension des Baukörpers durch städtebaulich relevante Akzente sowie architektonische Elemente pointiert. So werden die ineinander übergehenden Zonen: die Vaalser Straße, der Kirchplatz, das Foyer, der Kirchenraum und dessen Erweiterung in den Mehrzweckraum bis hin zum Kirchhof im Süden als ein transparenter Verbindungsraum zwischen Lebens- und Glaubensgestaltung verstanden – im Sinne eines spirituellen Potenzials, das in die jeweils eigene Lebensgestalt transformiert werden kann.